
Bewährte Praktiken zum Schutz und der Bewahrung von Kunstobjekten bei Störungen der Energieversorgung
May 11, 2023
Von Pascal Matthey
Chief Risk Consulting Officer, Marine
Angesichts der aktuellen geopolitischen Lage sind in Teilen der Europäischen Union mehrwöchige, wenn nicht gar längere Energieausfälle möglich. Auch wenn es sich hierbei nur um Spekulationen handelt und das Ausmaß sowie die Dauer solcher Unterbrechungen nicht vorhersehbar sind, besteht durchaus die Wahrscheinlichkeit, dass die Energieversorgung unterbrochen oder eingeschränkt wird. Daher sollten alle, die in der EU eine Kunstsammlung besitzen oder für sie verantwortlich sind – darunter Museen, private und gewerbliche Sammler, Galerien, Auktionshäuser oder Kunstschaffende – potenzielle Auswirkungen eines längeren Stromausfalls analysieren und die Möglichkeiten zur Begrenzung der einhergehenden Folgen prüfen.
In diesem Artikel werden einige einfache Maßnahmen vorgestellt, die zur Verringerung des Energieverbrauchs ergriffen werden können, ohne das Schutzniveau oder den Komfort von Kunden, Besuchern oder Mitarbeitenden zu beeinträchtigen. Dieser Überblick soll nicht alle Möglichkeiten und Eventualitäten abdecken, sondern Diskussionen, Analysen und die Verfeinerung von Notfallplänen anregen, um die Auswirkungen zu minimieren.
Obwohl dieser Maßnahmenkatalog als Reaktion auf die aktuelle geopolitische Lage erstellt wurde, gilt er auch für andere Fälle, in denen die Energieversorgung für einen längeren Zeitraum unterbrochen ist oder war, z.B. nach einem schweren Sturm oder in Zeiten ziviler Unruhen. Wir hoffen, dass dieser Artikel Unternehmen, Museen und privaten Sammlern hilft, die mit längeren Störungen der Energieversorgung verbundenen Herausforderungen besser zu verstehen und sich darauf vorzubereiten. Es ist zwar nicht möglich, alle wahrscheinlichen Szenarien vorherzusehen, aber es steht außer Frage, dass eine gute Planung die Fähigkeit einer Organisation verbessert, auf unerwartete Ereignisse zu reagieren und sich davon zu erholen. Die Risikoberater von ¾ÅÉ«ÊÓÆµstehen jederzeit bereit, um Kunden bei diesen Bemühungen zu unterstützen.
Überwachung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit
Viele Objekte im Bereich Fine Art enthalten empfindliche Materialien, bei denen die Temperatur sowie die relative Luftfeuchtigkeit innerhalb eines bestimmten Bereichs gehalten werden müssen. Zu diesen zählen beispielsweise Original-Ölgemälde, Papierskizzen, antike Bücher und Weinsammlungen.
Dementsprechend sollten alle Änderungen an den Heiz- und Kühlsystemen, die zur Energieeinsparung vorgenommen werden, sicherstellen, dass die Einstellungen innerhalb der Grenzen bleiben, die zum Schutz der Gegenstände erforderlich sind.
Verbesserung der Heizeffizienz
Häufig gibt es unterschiedliche Möglichkeiten zur Verbesserung der Heizeffizienz. Einige erfordern zwar Investitionsausgaben, z.B. für die Verbesserung der Isolierung oder den Einbau energieeffizienterer Fenster. Es gibt jedoch auch viele einfache Änderungen der Betriebsabläufe, die ohne oder mit nur geringem Kostenaufwand den Energieverbrauch senken und die Heizeffizienz unter Umständen erheblich verbessern können.
Ganz oben auf der Liste steht die Senkung der Raumtemperatur auf 19°C, insbesondere in Bürogebäuden und Privathäusern. Zudem kann die Heizung in einigen Gebäudeteilen außerhalb der Betriebszeiten und bei Außentemperaturen von über 10°C abgeschaltet werden.
Eine weitere kleine Änderung, die erhebliche Vorteile bringen kann, ist die Vermeidung längerer Offenhaltung von Türen, Fenstern, Oberlichtern und dergleichen. Ziehen Sie auch die Installation von Schnelllauftoren an Laderampen in Betracht und weisen Sie Ihre Mitarbeitenden an, diese nach Möglichkeit geschlossen zu halten, z.B. während der Mittagspause.
In Gebäuden mit Bereichen, die aufgrund schlechter Isolierung übermäßiger Hitze oder Kälte ausgesetzt sind, sollten die Materialien z.B. während der Wintermonate vorübergehend in besser isolierte oder besser temperierte Gebäudeteile verlagert werden.
Überprüfen Sie außerdem die Leistung/Effizienz der HLK-Systeme (Heizung, Lüftung und Klimaanlage), indem Sie jeden Raum mit den erforderlichen Einstellungen und der jeweiligen Energieabgabe/dem Energieverbrauch vergleichen.
Wärmeverlust
Wenn ein Gebäude über einen längeren Zeitraum nicht beheizt wird, friert die Sprinkleranlage eventuell ein, so dass die Rohre brechen können. Dies kann erhebliche Schäden verursachen und sehr kostspielige Reparaturen nach sich ziehen.
Zu den Maßnahmen, die ergriffen werden können, um dies zu verhindern, gehören die Abdichtung bekannter Kaltlufteinbrüche und die Installation kostengünstiger batteriebetriebener Thermometer zur Fernüberwachung von Bereichen, die kälter als die allgemeine Innentemperatur des Gebäudes sind.
Auch wenn Nassrohr-Sprinkleranlagen in Betrieb bleiben können, bis die Temperatur unter 4,4°C fällt, sollten Vorkehrungen getroffen werden, um sicherzustellen, dass die Wärme nicht unter dieses Niveau fällt, z.B. durch die Installation von tragbaren Heizgeräten und einem tragbaren Generator.
Zuverlässige Alarmsysteme
Einbruch- und Brandmeldesysteme sind wesentliche Bestandteile der Gebäudesicherheit. Aus zwei Gründen muss sichergestellt werden, dass sie während einer Störung der Energieversorgung weiterhin funktionieren. Erstens könnten einige Systemkomponenten während eines Stromausfalls ausfallen und das gesamte System funktionsunfähig machen.
Zweitens könnten bei längeren oder sogar kurzen Unterbrechungen nur wenige oder gar keine Personen vor Ort sein. Das macht sie zu einem verlockenden Ziel für Diebe. Zusätzlich könnte es dazu kommen, dass Brände nicht rechtzeitig entdeckt werden, was zu noch größeren Schäden führen könnte.
Einbruch- und Brandmeldeanlagen sind zwar fast immer mit Ersatzbatterien ausgestattet, aber die Batterien sind nicht für längere Unterbrechungen gedacht. (Wenn sie keine Reservebatterien haben, sollten die Systeme durch solche mit Ersatzbatterien ersetzt werden.) Die Ersatzbatterien sind in der Regel für 12 bis 72 Stunden eingestellt, je nach System und gesetzlichen Vorschriften, aber selten länger. Die Dauer kann jedoch verlängert werden, indem man ältere Batterien durch neuere ersetzt und einen Vorrat an frischen Batterien vorrätig hält.
Setzen Sie sich außerdem mit dem Sicherheitsdienst des Gebäudes in Verbindung, um zu klären, ob während einer längeren Betriebsunterbrechung zusätzliche Wachleute benötigt werden. Ziehen Sie auch eine Reduzierung der Tagesschichten in Betracht, um ausreichende Ressourcen außerhalb der Betriebszeiten sicherzustellen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, externe Wachdienste mit ähnlichen Einrichtungen in der Nachbarschaft zu organisieren, die Schutz benötigen.
Wenn sich der Alarm nicht einschalten und die kostbaren Objekte nicht abtransportieren lassen, sollten sich die Kunden unverzüglich an ¾ÅÉ«ÊÓÆµwenden, um geeignete Maßnahmen zu finden. Dazu könnte die Stationierung von bewaffneten Wachleuten im Inneren des Gebäudes gehören, bis der Alarm wieder funktioniert, sowie die Durchführung regelmäßiger Außenpatrouillen. Und wenn das Überwachungssystem es zulässt, sollten regelmäßige Videopatrouillen durch die zentrale Sicherheitsfirma durchgeführt werden.
Gebäudesicherheit
Zusätzlich zu den oben genannten Empfehlungen gibt es einige grundlegende bewährte Verfahren für Betriebsgebäude:
- Vorhaltung einer ausreichenden Zahl von Taschenlampen und zusätzlichen Batterien, um genügend Licht für die Absperrung und während der Begehung der Räumlichkeiten zu haben
- Festlegung, welche Aktionen manuell durchgeführt werden können, z.B. Öffnen/Schließen von Ausstellungsvitrinen, die Aufhebung von elektrischen Schranken oder physischen Sicherheitssystemen.
- Erstellung eines Inventars aller elektromagnetischer Schlösser, die ohne Strom/Energie nicht funktionieren.
Durchführung eines Echtzeittests Ihrer Installationen
Abschließend empfehlen wir, die verschiedenen Systeme unter Betriebsbedingungen zu testen, indem die Räumlichkeiten geschlossen, die Stromversorgung der Einrichtung unterbrochen und dann das Alarmsystem wie üblich aktiviert wird. Auf diese Weise sollten Abweichungen von den normalen Bedingungen sowie Verfahren oder Systeme ermittelt werden, die angepasst oder modifiziert werden müssen, um sicherzustellen, dass Kunstwerke, Mitarbeitende und Gäste angemessen geschützt sind.
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