
Naturkatastrophen: Wie Modellierung europaischen Risikomanagern neue Perspektiven aufzeigen kann
October 28, 2019
Naturkatastrophen können weitreichende Folgen für ein Unternehmen, seine Geschäftstätigkeit und Mitarbeiter haben. Daher ist eine Einschätzung potenzieller Schäden durch Naturkatastrophen und deren Einfluss auf wichtige Betriebsanlagen oder Standorte für Risikomanager unerlässlich, um Ressourcen zuzuteilen und Schwerpunkte für Maßnahmen zur Risikominderung festzulegen.
Die in der ersten Hälfte dieses Jahres durch Naturkatastrophen verursachten versicherten Schäden beliefen sich nach Angaben des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft allein in Deutschland auf über 1,3 Mrd. Euro. Ein Großteil dieser Schäden wurde durch schwere Gewitter und heftige Hagelschläge in Verbindung mit einer Hitzewelle verursacht.
Hagelschläge waren Anfang dieses Jahres auch die Ursache umfangreicher Schäden in Italien und Griechenland, während Flächenbrände nach einer intensiven Hitzewelle weite Gebiete Spaniens verwüsteten. Im vergangenen Jahr trat die Seine über die Ufer, nachdem ihr Pegel infolge von Niederschlagsmengen in Höhe des doppelten Jahresdurchschnitts auf das Vierfache ihres normalen Niveaus geklettert war. Dies war die Folge des zweitnassesten Winters von Paris seit 1900.
Die Liste der wetterbedingten Ereignisse lässt sich fortsetzen. Auch andere Arten von Naturkatastrophen geben Risikomanagern in Europa Anlass zu Besorgnis.
Das verheerende Erdbeben von 2016 in Mittelitalien hatte erhebliche Gebäudeschäden und den tragischen Tod von 295 Menschen zur Folge. Es gab über 400 Verletzte und rund 4.000 Menschen verloren infolge des Erdbebens ihr Zuhause. Nur sieben Jahre zuvor wurde die mittelitalienische Region der Abruzzen von den Folgen eines anderen Erdbebens betroffen, das 300 Menschenleben kostete und 70.000 Personen obdachlos machte. Katastrophenereignisse haben verheerende, lange anhaltende Folgen für die Menschen und Gemeinschaften, in denen sie leben und arbeiten.
Im Industriebereich kann sich ein Schaden an einer einzelnen Betriebsanlage infolge von Betriebsunterbrechungen und der Störung von Logistik und Lieferketten weltweit auswirken.
Es gehört zu den wichtigsten Aufgaben von Versicherern, Naturkatastrophen und deren Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit ihrer Kunden zu verstehen.
Daher ist es so wichtig, Erkenntnisse aus der Erfahrung abzuleiten und umfangreiches Datenmaterial über entstandene Schäden aus Naturkatastrophen und anderen Ereignissen in Datenbanken zu erfassen. Die Analyse dieser über mehrere Jahrzehnte zusammengetragenen Daten hilft uns zum Beispiel bei der Schadenvorhersage bei Überschwemmungen in Abhängigkeit von den zu erwartenden Pegelständen.
Schadendaten aus der Vergangenheit ergeben jedoch niemals ein vollständiges Bild. Insbesondere wenn man bedenkt, wie schnell sich unsere Gesellschaft, die Umwelt und das Klima verändern.
Auf eine solide und transparente Risikobewertung sollte immer eine fundierte Risikomanagemententscheidung oder eine Maßnahme zur Risikominderung folgen.
Ein besseres Verständnis der Ursachen eines bestimmten Schadenereignisses – ob modelliert oder in der Vergangenheit bereits eingetreten – versprechen Modelle, die an ein konkretes Kundenprofil angepasst werden können. Die Schadenmodellierung der Folgen von Naturkatastrophen ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen. Datenexperten, Risikospezialisten und Naturwissenschaftler arbeiten eng zusammen, um die Ursachen von Naturkatastrophen besser zu verstehen, die Tragweite möglicher Schäden zu untersuchen und die Auswirkungen bestimmter Ereignisse besser abzuschätzen.
Ergänzen wir diese Erkenntnisse um die Daten der spezifischen Vermögenswerte unserer Kunden in exponierten Gebieten, etwa Gebäudegröße, Betriebsart, Bauweise und Alter, können wir Aussagen darüber treffen, wo und wie sie den größten Risiken ausgesetzt sind.
Die maßgeschneiderten Analysen zur Anfälligkeit einer Organisation gegenüber Naturkatastrophen und deren mögliche Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis geben Risikomanagern und CFOs wertvolle Instrumente an die Hand, um Entscheidungen zu treffen, wie mit bestimmten Risiken umzugehen ist. Auf diese Weise können wir mit unseren Kunden so zusammenarbeiten, dass im Ergebnis spezifizierte Risikoanalysen und Beratungslösungen vorliegen, die von stochastischen Simulationen des Gesamtportfolios bis zu standortspezifischen technischen Risikoanalysen und -gutachten reichen.
Die auf der Grundlage solcher Modelle erstellten Schätzungen potenzieller jährlicher Schäden verschaffen Risikomanagern die Möglichkeit zu beurteilen, für welche Standorte ein verstärktes Risikomanagement und ein erhöhter Mitteileinsatz erforderlich ist. Auch lässt sich aus ihnen ableiten, welche Deckungssummen für konkrete Standorte sowie für das Unternehmen insgesamt angemessen sind.
Das Modellieren von Naturkatastrophen ist nur der Ausgangspunkt für ein strukturiertes Risikomanagement und eine effektive Schadenprävention. Tatsächlich sollten die Standorte, die im besonderen Maße Risiken ausgesetzt sind oder eine strategische Bedeutung haben, umfassenderen technischen Analysen unterzogen werden, um Spitzenwerte im Risikoprofil eines Unternehmens zu kappen und katastrophalen Folgen eines Ereignisses vorzubeugen.
In Zusammenarbeit mit Partnern aus der Wissenschaft haben wir Applikationen entwickelt, mit denen sich probabilistische Simulationen von Überschwemmung und Erdbeben an einem bestimmten Standort und verfeinerte numerische Analysen struktureller Reaktionen auf diese Ereignisse erstellen lassen.
Auf diese Weise können wir das gesamte Spektrum struktureller und nicht struktureller Schäden, die jedes Gebäude einer bestimmten Betriebsart davontragen würde, im Rahmen ausgewählter Erdbebenszenarios mit den relevanten Folgen hinsichtlich der Ausfallzeit und Betriebsunterbrechungen quantifizieren.
Ebenso lassen sich die Entstehung, der Abfluss, die Strömungsgeschwindigkeit und die Dauer von Überschwemmungen, die einen konkreten Standort betreffen, in einem gegebenen Überschwemmungsgebiet simulieren und die damit einhergehenden Konsequenzen modellieren.
Auf eine solide und transparente Risikobewertung sollte immer eine fundierte Risikomanagemententscheidung oder eine Maßnahme zur Risikominderung folgen. Ungeachtet spezifischer Standortgutachten können Risikospezialisten auf die konkreten Bedingungen zugeschnittene Lösungen zur Risikominderung erarbeiten, um die physische Anfälligkeit bestimmter Gebäude und Anlagen zu minimieren und gleichzeitig eine Verbesserung der Gefahrenabwehr zu erreichen.
Weder Naturkatastrophen noch die exponierten Standorte gleichen sich indessen jemals vollständig, weshalb Risikomodellierung nur dann tatsächlich bedeutsam ist, wenn sie iterativ und interaktiv aufgebaut ist. Unsere Risikospezialisten und Katastrophenmodellierer arbeiten eng mit den Kunden zusammen, um herauszufinden, wie sich verschiedene Annahmen und Variablen auf ein potentielles Ergebnis der Modellierung auswirken.
Wir lernen ständig dazu und neue Erkenntnisse bekommen immer mehr Gewicht.
Niemand wünscht sich Naturkatastrophen herbei, das Eintreten solcher Ereignisse entzieht sich jedoch völlig der menschlichen Kontrolle.
Wir sind davon überzeugt, dass Risikospezialisten durch die Ausschöpfung der Modellierungsmöglichkeiten von Naturkatastrophenrisiken und durch zielgerichteten Einsatz der Erkenntnisse wertvolle Hinweise für Risikomanager liefern können, wie diese ihre potenziellen Risiken am besten handhaben, mögliche Folgen abschätzen und sich besser vorbereiten können.
Dies könnte letztlich den Unterschied zwischen dem Eintritt eines Schadens oder einer Katastrophe für das Unternehmen ausmachen.Das könnte Sie auch interessieren:
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