

Neue Instrumente zur Bewertung und Priorisierung von Umwelthaftpflichtrisiken
January 27, 2022
Von Dominik Scheiben
Risk Consulting Manager, Environmental risks
Versicherer von Umweltrisiken, einschließlich ¾ÅÉ«ÊÓÆµ nutzen Umweltrisikoberichte für ihre Zeichnungsentscheidungen. Diese helfen ihnen auch bei der Unterstützung ihrer Kunden, deren Umwelthaftpflichtrisiken besser zu managen und zu minimieren. Wenn die Police nur eine Handvoll Standorte abdeckt, ist das Bewertungsverfahren in der Regel nicht sonderlich aufwändig. Was ist jedoch mit Kunden, die Dutzende, Hunderte oder gar Tausende von Standorten haben?
Für multinationale Unternehmen mit einer großen Anzahl von Standorten verwendet ¾ÅÉ«ÊÓÆµein dreistufiges Risikobewertungsverfahren. Der erste Schritt ist eine Analyse auf Portfolio-Ebene, um für jeden Standort einen "Umweltsensitivitäts-Score" zu entwickeln; dabei handelt es sich um ein aggregiertes Bewertungskriterium, das die relativen Umwelthaftungsrisiken für jede Anlage im Portfolio aufzeigt. Anschließend werden zusätzliche Untersuchungen an hoch bewerteten Standorten durchgeführt, um die Risiken und potenziellen Verbindlichkeiten genauer zu verstehen. In den Einrichtungen mit den größten Umweltsensibilitäten werden in der letzten Phase der Bewertung Begehungen durchgeführt, um Strategien zur Schadensverhütung und -minderung zu entwickeln.
Quelle-Übertragungsweg-Empfänger-Ausgangssituation
Sogenannte „Environmental Sensitivity Scores“, also Werte für die Umweltsensibilität von Standorten, bilden die Grundlage für die Bewertung. Sie werden durch die Erfassung und Analyse von Daten zu vier Kriterien ermittelt:
- Quelle der Umweltverschmutzung
- Übertragungsweg, auf dem sich ein Schadstoff ausbreiten könnte
- „Empfänger“, auf den er sich auswirken könnte, und die
- Ausgangssituation am Standort
Bei der Quelle kann es sich um ein Leck in einem Tank oder einer Pipeline, eine Emission giftiger Gase oder einen Chemieunfall handeln. Mögliche Übertragungswege sind Erdreich, Grundwasser, Oberflächenwasser oder die Luft. Zu den potenziellen Empfängern, also den verschmutzten Bereichen, gehören nahe gelegene städtische oder landwirtschaftliche Nutzflächen, Gewässer oder geschützte Naturgebiete. Mit den Ausgangsbedingungen ist der Grad bereits bestehender Verschmutzungen/Verunreinigungen von Luft, Oberflächen- oder Grundwasser in der Umgebung des Standorts gemeint.
In die Bewertung der Umweltsensibilität fließt also eine Vielzahl von dynamischen Variablen aus einem breiten Spektrum von Quellen ein.
Beispielsweise haben wir vor kurzem eine Bewertung der Umweltsensibilität für die europäischen Standorte eines großen Kosmetikherstellers durchgeführt. Es wurden drei Standorte ermittelt, an denen die Gesamtwerte für Umweltsensibilität deutlich über denen der anderen lagen. Ein Standort liegt an einem großen Fluss und ist von Naturgebieten mit großer Artenvielfalt umgeben, ein anderer befindet sich in einem aktiven Grundwasserspeicher mit hoher Durchlässigkeit für Oberflächenwasser. Der dritte befindet sich in einem dicht bebauten Gebiet, in dem die Haftpflichtrisiken beträchtlich sind, z.B. im Falle eines Brandes, einer Explosion oder eines großen Lecks. Obwohl die Faktoren, die zu den relativ hohen Werten beigetragen haben, sehr unterschiedlich sind, hat die Bewertung gezeigt, dass diese drei Standorte eine eingehendere Analyse erfordern und das Unternehmen weitere Vorsorgemaßnahmen in Betracht ziehen sollte, um die Risiken zu minimieren.
Das neue Tool erweitert und standardisiert das bestehende Wissen eines Kunden über seine Umwelthaftungsrisiken an den einzelnen Standorten.
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Angesichts all der Variablen, die berücksichtigt werden müssen, ist es nicht verwunderlich, dass die Portfolioanalyse oft zeit- und arbeitsintensiv ist. Versicherer – oder vom Kunden beauftragte Umweltberater – ziehen in der Regel Gebietskarten zu Rate und sammeln manuell Daten aus verschiedenen Quellen, um die Umweltsensibilität eines Standorts und potenzielle Risiken zu bewerten. Dieser manuelle Ansatz ist zeitintensiv, und die den einzelnen Standorten zugewiesenen Bewertungen könnten uneinheitlich angewandt werden, wenn verschiedene Datenquellen zur Analyse vieler Anlagen an geografisch verstreuten Standorten verwendet werden.
Um diesen möglichen Schwachstellen und Nachteilen zu begegnen, hat ¾ÅÉ«ÊÓÆµein „Environmental Sensitivity Tool“ entwickelt, das es uns ermöglicht, diese Risiken schneller und systematischer zu bewerten und Maßnahmen zu priorisieren. Wie die Risk Scanning-Lösung, die wir im letzten Jahr eingeführt haben, nutzt auch dieses neue Tool Anwendungen des Maschinenlernens und der Künstlichen Intelligenz (KI), um riesige Datenmengen zu sammeln, zusammenzuführen und zu analysieren. Zu den Datensätzen gehören öffentlich zugängliche Informationen von Behörden, Daten von Sensoren oder Messinstrumenten, Klimadaten und kundenspezifische Informationen wie Standort und lokale Aktivitäten.
Das Tool enthält derzeit aktuelle und umfassende Datensätze für die Region Europa, inklusive Großbritannien, und das oben zitierte Beispiel war einer der ersten Testfälle.
Die Vorteile dieses neuen Instruments für die Kunden sind vielfältig. Erstens erweitert und standardisiert es das bestehende Wissen eines Kunden über seine Umwelthaftungsrisiken an den einzelnen Standorten. Unternehmen, bei denen Umwelthaftung ein potenzielles Problem darstellt, verfügen in der Regel zumindest über ein Grundwissen über die wichtigsten Umweltaspekte eines Standorts. Wenn das Portfolio jedoch viele Einrichtungen an verschiedenen Standorten umfasst, sind die Daten des Kunden zu den verschiedenen Lokationen oft unterschiedlich alt und wurden von verschiedenen externen Beratern mit unterschiedlichen Quellen und Methoden erstellt. Daher ist es schwierig, wenn nicht gar unmöglich, die Standorte genau zu bestimmen, an denen die Umweltbelastung am größten ist.
Zweitens ist das Endprodukt der Bewertung eine detaillierte und konsistente Bewertung jedes Standorts innerhalb eines Portfolios auf der Grundlage der neuesten Daten aus den zuverlässigsten Quellen. Das bedeutet, die von unserem neuen Tool erstellten Bewertungen werden dazu beitragen, dass die Umwelthaftpflichtpolicen unserer Kunden die Gefährdungen fair und genau widerspiegeln. Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen, mit denen die meisten Unternehmen heute konfrontiert sind, und eines schwieriger werdenden Versicherungsmarktes könnte sich diese genauere Bewertung potenzieller Umwelthaftungen als äußerst vorteilhaft erweisen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Risk Scanning-Lösung und das Environmental Sensitivity Tool meiner Meinung nach gute Beispiele dafür sind, wie Versicherer „Big Data“ nutzten können, um Kunden bei der Bewertung, Priorisierung und dem Management ihrer Risiken zu unterstützen und damit ihre Unternehmen widerstandsfähiger zu machen.
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