
Warum Nachhaltigkeit bessere Geschäftsergebnisse ermöglicht
February 10, 2023
Von Suzanne Scatliffe
Director, Corporate Social Responsibility
Nachhaltigkeit ist nicht nur eine gute Sache, sie steht auch für gutes Risikomanagement. Unternehmen müssen sich den Herausforderungen des Klimawandels, der sich ändernden Prioritäten ihrer Kunden und der damit zusammenhängenden Risiken stellen. Dadurch werden Nachhaltigkeitsaspekte auf allen Ebenen der Aktivitäten eines Unternehmens weiter an Bedeutung gewinnen. Suzanne Scatliffe, Global Sustainability Director bei ¾ÅÉ«ÊÓÆµ erörtert, wie Versicherer ihren Kunden helfen können, Nachhaltigkeit zu einem Teil des Risikomanagements zu machen, und welche Schritte ¾ÅÉ«ÊÓÆµunternimmt, um Nachhaltigkeit ins Zentrum unseres Handelns zu rücken.
Risikomanagement und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand. Indem wir Unternehmen dabei helfen, Risiken zu trotzen und für die Zukunft vorzusorgen, wird uns vor Augen geführt, wie mehr Nachhaltigkeit gleichzeitig Risiken verringern und die Widerstandsfähigkeit verbessern kann.
Unternehmen aller Branchen müssen sich den Herausforderungen eines sich wandelnden Klimas, makroökonomischer Turbulenzen, aktivistischer Investoren und eines verschärften Wettbewerbs stellen, um nur einige zu nennen. Um diese Aufgaben zu meistern, sind nachhaltige Geschäftspraktiken nicht nur löblich, sondern unerlässlich.
Nachhaltige Betriebsabläufe und die Verankerung von Nachhaltigkeit in allen Bereichen der Geschäftstätigkeit eines Unternehmens werden heute sowohl als Möglichkeit für ein besseres Risikomanagement als auch als Chance für verantwortungsvolles Wachstum anerkannt.
Unternehmen sind auf funktionierende Gemeinschaften und gesunde Ökosysteme angewiesen, um zu wachsen. Diese Wechselwirkung wurde jedoch lange nicht wahrgenommen. Firmen und andere Organisationen sollen natürliches und soziales Kapital nicht länger als unbegrenzt betrachten, und stattdessen überlegen, wie wir einen ausgewogeneren und damit nachhaltigeren Ansatz für Betriebe und Lieferketten verfolgen können.
Das Outdoor-Bekleidungsunternehmen Patagonia Inc. hat einen alternativen Weg aufgezeigt, indem es seine Kunden ermutigt, alte Kleidung zu reparieren und wiederzuverwenden, anstatt neue zu kaufen. Dadurch hat die Marke nicht nur ihren Bekanntheitsgrad erhöht und Kultstatus erlangt, sondern ihre Gewinne gesteigert.
Nachhaltigkeitskampagnen als Gewinntreiber
2011 startete Patagonia seine inzwischen berühmte Werbekampagne "Don't Buy This Jacket", mit der Konsumentinnen und Konsumenten dazu ermutigt werden, alte Kleidung zu reparieren, anstatt sie jeweils direkt zu ersetzen. Das Unternehmen hat bewusst die sogenannten "Black Friday"- und "Cyber Monday"-Rabatte unterlaufen, indem es die Käuferschaft stattdessen ermutigte, über die Umweltauswirkungen von Mode nachzudenken. Als sich die Marke 2016 verpflichtete, 100 % der Black-Friday-Verkäufe direkt an gemeinnützige Organisationen zu spenden, die sich für den Umweltschutz einsetzen, erzielte sie einen rekordverdächtigen Tagesumsatz von rund 10 Millionen US-Dollar – gleichzeitig eine gute Nachricht für die gemeinnützigen Organisationen sowie eine nachhaltige Möglichkeit, Markenbewusstsein und Loyalität aufzubauen.
Auch andere Unternehmen haben die Vorteile der Integration von Nachhaltigkeit in die Kundenansprache erkannt. Die Mayonnaise-Marke Hellmann's beispielsweise hat sich seit 2018 den Kampf gegen die weltweite Lebensmittelverschwendung auf die Fahnen geschrieben und macht das Thema Nachhaltigkeit so zu einem wichtigen Unterscheidungsmerkmal bei der Kaufentscheidung. Die Kampagne "Make Taste, Not Waste" ermutigt Kundinnen und Kunden, Essensreste zu verwerten, indem sie Mayonnaise hinzufügen. Dazu bietet die Firmenwebsite Zugang zu Rezeptvorschlägen, um Lebensmittel noch einmal zu verwenden, die sonst weggeworfen würden.
Seitdem Hellmann's sich auf die Vermeidung von Lebensmittelabfällen konzentriert, ist der Umsatz kontinuierlich gestiegen: so lag er 2020 um 10 % höher als im Vorjahr, 2021 sogar um 11 %.
Die Muttergesellschaft von Hellmann's, der multinationale Konzern Unilever, macht zudem die Wassernachhaltigkeit zu einem Schwerpunkt für die kommenden Jahre. Das Unternehmen plant, bis 2030 in den am stärksten mit Wasserproblemen konfrontierten Gebieten Initiativen zu verantwortungsvollerem Umgang mit Wasser. Dies ist nicht nur eine verantwortungsbewusste Maßnahme zu Gunsten der Allgemeinheit, sondern auch ein gezielter Schritt, die eigenen Unternehmensrisiken zu verringern: 40 % aller weltweiten Produktionsstandorte des Konzerns befinden sich nämlich in wasserarmen Gebieten.
Eine Speiseeisproduktionsanlage in der Türkei ist ein Beispiel dafür, wie Unilever den verantwortungsvollen Umgang mit Wasser in seine Produktionsabläufe integriert. Das Unternehmen recycelt und verwendet das für diese Anlage benötigte Wasser wieder, um auf diese Weise dem Absinken des lokalen Grundwasserspiegels entgegenzuwirken.
Zusätzlich ist das Unternehmen bemüht, den Verbraucherinnen und Verbrauchern einen sparsameren Wasserverbrauch im Alltag zu ermöglichen. Bis 2030 sollen alle Produktrezepturen vollständig biologisch abbaubar sein, um vorhandene Wasserressourcen zu schonen. Die Firma stellt zudem Produkte her, die für die Verwendung zu Hause kein Wasser benötigen. Dazu gehören beispielsweise Haarpflegemittel, die nach dem Auftragen nicht ausgespült werden müssen, so dass die Produkte in Gebieten mit Wassermangel eingesetzt werden können.
Diese und viele andere Unternehmen haben die Interdependenzen zwischen Nachhaltigkeit, Stakeholder-Engagement und Risikomanagement für sich genutzt. Ein Patentrezept für schnelle und kurzfristige Erfolge sucht man jedoch vergeblich. Der Aufbau einer nachhaltigeren Geschäftstätigkeit erfordert einen kontinuierlichen Entwicklungsprozess.
Vermeiden von Greenwashing
Mehr Nachhaltigkeit kann zwar gut für das Geschäft sein, sogenanntes "Greenwashing" sollte aber unbedingt vermieden werden. Der Begriff bezeichnet die Praxis, das Unternehmen umweltfreundlicher darzustellen als es tatsächlich ist.
Greenwashing kann verschiedene Aspekte beinhalten – egal ob vorsätzlich oder unabsichtlich. Dazu zählen unter anderem das Verstecken einzelner schlechter Praktiken hinter allgemeinen branchenweiten Standards für positive Vorgehensweisen sowie das Hervorheben einiger positiver Beispiele, um die Aufmerksamkeit von weniger umweltfreundlichen Standards abzulenken. Andere Beispiele für Greenwashing bedienen sich beispielsweise der Anpassung von Nachhaltigkeitszielen und -vorgaben, bevor diese erreicht werden oder dem Verstecken oder Zurückhalten von konkreten Daten zur eigenen Nachhaltigkeit.
In den letzten Monaten wurden mehrere bekannte Unternehmen des Greenwashings bezichtigt. Neben Aktivisten, Interessenvertretern und "Bürgerjournalisten", die rund um die Uhr in den sozialen Medien aktiv sind, werden Unternehmen nun auch vermehrt von den Aufsichtsbehörden genauer unter die Lupe genommen. Sie wollen sicherstellen, dass Firmen und Organisationen ihre Nachhaltigkeitsversprechen auch tatsächlich einhalten.
Die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (Competition & Markets Authority) kündigte im vergangenen Jahr ihre erste offizielle Untersuchung zum Thema Greenwashing an. Sie konzentrierte sich zunächst auf die Modeindustrie.
So wie die richtige Umsetzung von Nachhaltigkeitskampagnen eine Marke stärken kann, ist es umgekehrt möglich, dass Greenwashing die Reputation eines Unternehmens nachhaltig schädigt.
Die Rolle der Versicherer
Wir sind uns bewusst, dass wir als Versicherer eine Rolle dabei spielen, unsere Kunden auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen. Während wir mit ihnen zusammenarbeiten, um ihre Risiken besser zu verstehen, sind wir uns der Notwendigkeit bewusst, das Thema Nachhaltigkeit in ihre Risikomanagement-Konzepte zu integrieren. Beides geht Hand in Hand, schließlich ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Bestandteil von gutem Risikomanagement.
Natürlich müssen wir das, was wir predigen, auch selbst in die Tat umsetzen – sowohl für die Nachhaltigkeit und Rentabilität unseres eigenen Unternehmens als auch, um unsere Kunden besser unterstützen zu können. Dazu haben wir diesen Monat eine neue Strategie zur Bewältigung kritischer Nachhaltigkeitsherausforderungen auf den Weg gebracht.
Unsere sogenannte "Roots of resilience" Strategie beruht auf drei Säulen: Wertschätzung der Natur, Bekämpfung des Klimawandels und Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) in unsere Geschäftsabläufe.
Damit wollen wir die Natur schützen und zurückgewinnen, indem wir das Bewusstsein für die biologische Diversität schärfen und sowohl unsere Kunden als auch Kolleginnen und Kollegen darin bestärken, die Natur in den Mittelpunkt ihres eigenen Handelns zu stellen.
Konkrete Maßnahmen in den folgenden Bereichen sollen uns auf dem Weg zu einer Netto-Null-Zukunft unterstützen: Veröffentlichung einer Netto-Null-Roadmap, unternehmensweite Entwicklung von nachhaltigen Produkten und Lösungen für Kunden, Übernahme einer Vorreiterrolle beim gerechten Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft sowie Investitionen in gesellschaftsfähige Klimalösungen.
Wir wissen, dass die Einhaltung ESG-Standards auf jeder Organisationsebene unsere eigene Widerstandsfähigkeit erhöhen wird. Deshalb werden wir unseren Kolleginnen und Kollegen ESG- und Nachhaltigkeitsschulungen anbieten, mit unseren Kunden und Maklern zusammenarbeiten sowie interne und externe Partner hinzuziehen, um ESG-Überlegungen besser in unsere Unternehmensprozesse und -praktiken zu integrieren.
Als Unternehmen lernen wir ständig dazu – wie auch unsere Kunden. Deshalb setzen wir auf einem partnerschaftliche Zusammenarbeit mit ihnen, um aktuelle und künftige Risiken früh zu erkennen und Möglichkeiten zu finden, den Nachhaltigkeitsgedanken in Risk-Management-Entscheidungen miteinfliessen zu lassen. Eine gut funktionierende Kooperation ist somit Voraussetzung, damit wir unseren Beitrag zu einer widerstandsfähigeren Zukunft leisten können.
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